Traumafolgestörungen
Traumafolgestörungen und KPTBS
Wenn die Vergangenheit mitläuft – und das Nervensystem nicht zur Ruhe kommt.
Traumatische Erfahrungen hinterlassen Spuren – nicht nur in Gedanken oder Gefühlen, sondern tief im Körper, in der Stressverarbeitung und im Selbstbild. Manche Menschen leben über Jahre hinweg mit innerer Anspannung, Unsicherheit oder sozialem Rückzug, ohne zu wissen, warum. Andere spüren, dass sie besonders empfindlich auf Kritik, Reize oder Nähe reagieren – und halten sich selbst für „zu sensibel“ oder „zu anstrengend“.
Was oft übersehen wird: Hinter diesem Erleben kann eine Traumafolgestörung stehen – und manchmal sogar eine Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (KPTBS), die nicht auf ein einzelnes Ereignis zurückgeht, sondern auf wiederholte emotionale Überforderung, Vernachlässigung oder Beziehungstraumata, oft schon in der Kindheit.
KPTBS, ADHS & Autismus – das sensible Zusammenspiel
Menschen mit ADHS oder Autismus erleben die Welt oft ohnehin intensiv: Sie sind reizoffener, durchlässiger, oft sensibler für Spannungen im Umfeld – und stoßen früh an soziale oder strukturelle Grenzen.
Wenn dann zusätzlich Traumatisierungen hinzukommen – etwa durch Ausgrenzung, Mobbing, emotionale Vernachlässigung, unberechenbare Bezugspersonen oder wiederholte Beschämung – kann sich das Nervensystem dauerhaft verändern.
Die Folge: Symptome überlagern sich, werden falsch eingeordnet oder führen zu Fehldiagnosen.
Typisch sind dann z. B.:
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Rückzug, Erstarrung oder soziale Isolation – fälschlich als „typisch autistisch“ bewertet
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Reizbarkeit, Impulsivität oder Hypervigilanz – die eher traumabedingt sind als „ADHS pur“
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emotionale Instabilität, chronische Scham oder Beziehungsprobleme
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ständige Überanpassung (Masking), gepaart mit innerem Rückzug
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das Gefühl, „nicht mehr richtig zu spüren, wer man ist“
Es ist deshalb wichtig, bei Menschen mit neurodivergenten Profilen Traumafolgestörungen nicht zu übersehen – und gleichzeitig zu erkennen, was durch ADHS oder Autismus erklärbar ist, und was darüber hinausgeht.
Was wir bei Talentum bieten
Wir führen keine Traumatherapie im engeren Sinne durch – aber wir bieten etwas, das für viele ein entscheidender erster Schritt ist:
eine fundierte, sensible Diagnostik mit Blick auf neurodiverse Lebensrealitäten, auf Biografie, Bindungserfahrungen und psychisches Erleben.
Unser Ziel ist:
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Unterschiede zu verstehen, nicht zu verwechseln
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komplexe Symptome einzuordnen, ohne vorschnell zu etikettieren
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Stärken zu würdigen, auch wenn sie verschüttet sind
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Raum für Identität, Selbstregulation und neue Orientierung zu schaffen
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geeignete therapeutische oder traumasensible Unterstützung zu empfehlen
Ein Trauma verändert nicht nur das Erleben – es kann auch überdecken, wer jemand eigentlich ist. Deshalb schauen wir gemeinsam, was schützend war, was prägend – und was heute nicht mehr gebraucht wird.
Wenn Sie sich oder Ihr Kind in vielem wiedererkennen, aber bisher keine Diagnose ganz stimmig erschien, dann kann eine differenzierte Einschätzung – mit Blick auf ADHS, Autismus und mögliche Traumafolgen – der nächste sinnvolle Schritt sein.
Wir gehen ihn mit Ihnen. Achtsam, fundiert und auf Augenhöhe.