Fehldiagnosen bei Hochbegabung oder Twice Exceptionals
Wenn Begabung übersehen wird
Fehldiagnosen bei Hochbegabung – wenn Anderssein falsch gedeutet wird
Hochbegabte Kinder, Jugendliche und Erwachsene fallen auf – nicht immer durch besondere Leistungen, sondern auch durch vermeintliche Schwächen: Sie sind unkonzentriert, sozial unsicher, emotional überreagierend, leistungsunwillig oder „irgendwie anders“. Was dabei übersehen wird: Hochbegabung kann sich sehr unterschiedlich zeigen – und wird leider häufig missverstanden oder falsch eingeordnet.
In der Praxis erleben wir immer wieder, dass Hochbegabung mit psychischen Störungen verwechselt oder überlagert wird. Nicht selten erhalten Betroffene zunächst Diagnosen wie ADHS, Autismus, Depression, Schulverweigerung oder oppositionelles Verhalten – obwohl der eigentliche Kern ihres Verhaltens ein unerkanntes Potenzial, eine hohe Sensibilität oder eine kognitive Überforderung des Umfelds ist.
Typische Fehldiagnosen bei unerkannter Hochbegabung:
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ADHS, wenn das Kind gedanklich abschweift, unterfordert ist oder sich im Tempo anderer nicht wiederfindet
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Autismus, wenn soziale Interaktion schwerfällt, aber auf komplexe innere Prozesse und Reizoffenheit zurückzuführen ist
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Depression, wenn Rückzug, Traurigkeit oder Überforderung Ausdruck tiefer Reflexion und mangelnder Passung sind
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Verhaltensstörung, wenn ein Kind intensive Gerechtigkeitsvorstellungen hat und sich nicht einfügt
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Schulangst, wenn emotionale oder intellektuelle Unterforderung zu psychosomatischen Symptomen führt
Diese Diagnosen sind nicht immer falsch – aber sie sind oft unvollständig. Denn: Hochbegabung kann psychische Symptome imitieren, überlagern oder sogar verstärken – besonders, wenn sie nicht erkannt, nicht verstanden oder nicht angenommen wird.
Es kann auch beides sein.
Manche Menschen sind nicht nur hochbegabt, sondern bringen gleichzeitig eine psychische oder neurologische Besonderheit mit – z. B. eine ADHS-Symptomatik, eine Depression, ein Trauma oder ein autistisches Verarbeitungssystem.
Diese sogenannte „Twice Exceptionality“ (2e) bedeutet: Die Begabung und die Belastung existieren nebeneinander – und beeinflussen sich gegenseitig.
Das Problem:
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Die Begabung wird übersehen, weil sich die psychische Symptomatik vordrängt
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Oder die Symptome werden kleingeredet, weil die hohe Intelligenz beeindruckt
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Oder das Wesen der Person wird falsch verstanden, weil das Gesamtbild nicht differenziert genug betrachtet wird
Deshalb braucht es eine Diagnostik, die nicht entweder–oder denkt, sondern sowohl–als auch berücksichtigt.
Was wir anders machen
Bei Talentum nehmen wir uns Zeit, gründlich hinzuschauen. Wir arbeiten mit einem interdisziplinären Team aus Psychologinnen, Psychotherapeutinnen und einer Fachärztin für Psychiatrie – und verbinden unser Fachwissen mit langjähriger Erfahrung im Bereich Hochbegabung, ADHS und Autismus.
Unsere Diagnostik ist leitliniengerecht, tiefgreifend und sensibel für Entwicklungsverläufe und Kontextfaktoren. Wir beziehen Leistungsdaten, Verhalten, Persönlichkeit, Familienkontext und schulische bzw. berufliche Anforderungen gleichermaßen mit ein.
Denn nur wer ganz versteht, kann richtig einordnen. Und nur wer richtig einordnet, kann wirklich helfen.
Hochbegabung ist kein Schutzfaktor – wenn sie übersehen wird
Unerkannte Hochbegabung kann zur chronischen Selbstzweifelspirale werden: Wer sich selbst als „zu empfindlich“, „nicht leistungsfähig genug“ oder „ständig aneckend“ erlebt, entwickelt häufig ein brüchiges Selbstwertgefühl – manchmal schon in der Kindheit. Gerade hochbegabte Frauen und Mädchen bleiben oft besonders lange unerkannt, da ihre Anpassungsstrategien so gut funktionieren, dass die innere Überforderung kaum auffällt.
Wir möchten dem entgegenwirken – mit Diagnostik, Beratung und Begleitung, die Potenziale erkennt, Symptome richtig einordnet und Menschen hilft, sich selbst besser zu verstehen.
Wenn Sie das Gefühl haben, dass etwas nicht passt – vertrauen Sie diesem Gefühl.
Gern begleiten wir Sie oder Ihr Kind auf dem Weg zu mehr Klarheit.